Große Agrarkonzerne und Befürworter*innen der neuen Gentechnik, die die Verfahren patentieren, nutzen und damit gute Geschäfte machen wollen, setzen sich vehement dafür ein, dass die neue Gentechnik von der Regulierung ausgenommen wird. Um ihren Forderungen nach einer Deregulierung Nachdruck zu verleihen, behaupten die großen Agrarkonzerne nicht nur, dass die Verfahren sicher seien, sondern auch, dass sich Herausforderungen wie die Klimakrise ohne Einsatz dieser Technologien nicht bewältigen liessen.
Dass die Anwendung der Verfahren sicher ist, lässt sich nicht belegen. Zu den Risiken der neuen Gentechnik gibt es bislang wenig industrieunabhängige Forschung. Die bereits verfügbaren Studien zeigen, dass mit Verfahren wie CRISPR/Cas pflanzliche Genome sehr grundlegend verändert werden können. Dazu weisen verschiedene Arbeiten nach, dass der Einsatz der Verfahren zu unerwünschten Effekten führen kann. Wie sich diese langfristig auswirken, wenn die gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden und mit ihrer Umwelt agieren, ist unklar. Auch zur Funktionsweise der Verfahren gibt es noch viele offene Fragen.
Um Herausforderungen wie der Klimakrise oder dem massiven Verlust der Biodiversität zu begegnen, werden keine neuen Technologien, sondern ein radikaler Umbau des gesamten Agrarsystems benötigt. Zwar wird auch an Eigenschaften wie der Trockenheitstoleranz geforscht. Ob solche Pflanzen je Marktreife erlangen werden, ist jedoch fraglich. Zum einen, weil ein „proof-of-concept“ im Labor noch lange nicht bedeutet, dass die entsprechende Pflanze auch unter sehr variablen Bedingungen in der Umwelt funktioniert. Zum anderen beruhen gerade Eigenschaften wie die Trockenheitstoleranz nicht auf einzelnen DNA-Abschnitten, sondern gehen aus einem komplexen Zusammenspiel vieler Gene, der Umwelt der Pflanzen und unterschiedlicher Steuerungsmechanismen hervor. Konventionelle Züchtungsverfahren sind bisher erfolgreicher, Pflanzen mit derart komplexen Eigenschaften zu erzeugen.